Steuergruppe Schulentwicklung
„Aufbruchstimmung in den Ganztag und zu G9“ sowie „Gesamtschule kehrt zu G9 zurück“ – diese Überschriften konnte man vor einigen Monaten im Darmstädter Echo bzw. im Bergsträßer Anzeiger lesen. Sie stehen über zwei ausführlichen Artikeln, die ganz wesentliche Veränderungen des pädagogischen Konzepts der Melibokusschule beschreiben (nachzulesen übrigens in der Presseschau dieses Jahrbuches). Von neuen Wegen und besseren Chancen ist dort die Rede und von den erweiterten Möglichkeiten, die sich durch die massiven Umbaumaßnahmen ergeben.
Wenn man beim Lesen den Eindruck bekommt, unsere Schule erfinde sich gerade neu und werde demnächst nicht wiederzuerkennen sein, dann kann ich nur sagen: Das stimmt – zumindest in weiten Teilen!
Die Veränderungen im und am Schulgebäude sind schon deutlich sichtbar und werden bis zum Sommer abgeschlossen sein. Die Neugestaltung des Schulhofs und der Außenanlagen wird folgen, sodass die Melibokusschule bald ein sehr attraktiver Lern- und Aufenthaltsort sein wird.
Neben Optik und Ausstattung wird sich aber auch in der pädagogischen Arbeit Grundlegendes ändern, wenngleich dieser Prozess noch nicht so weit fortgeschritten ist wie die Bauarbeiten. Aber das Entscheidende ist bereits passiert: Die Melibokusschule hat beschlossen, zwei grundlegende Veränderungen vorzunehmen:
Ganztag und G9!
Die Entwicklung des Ganztagskonzepts ist dabei – wie an anderer Stelle im Jahrbuch beschrieben – schon deutlich weiter entwickelt und durch unsere Ganztagsgruppe in diesem Schuljahr erstmals bestens umgesetzt. Vor gut einem halben Jahr machte sich eine weitere Gruppierung aus dem Kollegium an die Arbeit, eine zweite, an den Bedürfnissen von Kindern, Eltern und Lehrkräften orientierte Neuerung auf den Weg zu bringen.
Wie kam es dazu?
Alarmiert durch die sinkenden Schülerzahlen und die unbefriedigende Anmeldesituation, die sich im Mai 2010 für das jetzt laufende Schuljahr abzeichnete, beschloss die Gesamtkonferenz die Einrichtung einer Steuergruppe Schulentwicklung, die nach einer gründlichen Bestandsaufnahme Möglichkeiten einer Neuorientierung prüfen sollte. Bis September sollte zudem eine Beschlussvorlage über eventuelle Veränderungen erarbeitet werden. Bereits zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich ab, dass die Wiedereinführung von G9 auf breite Zustimmung im Kollegium stoßen würde, da wir uns mit diesem Angebot vom Profil der konkurrierenden Schulen am deutlichsten absetzen würden.
Nachdem einige Irritationen bezüglich des genauen Arbeitsauftrags der Steuergruppe ausgeräumt waren, konstituierte sich diese mit zunächst sieben Mitgliedern des Kollegiums und fünf Elternvertretern.
Beim ersten Treffen am 14.6.2010 galt es, die Arbeitsfelder abzustecken und Positionen zu klären, denn schon drei Tage später war ein Runder Tisch angesetzt, bei dem mit externen Vertretern wichtige Verabredungen getroffen werden sollten. Grundkonsens der Steuergruppe war, dass das neue Konzept auf keinen Fall aus einer reinen Rückkehr zu G9 bestehen könne.
Am Runden Tisch saßen am 17.6.2010 zwei Mitglieder der Steuergruppe mit Herrn Rausch, dem Bürgermeister, Herrn Pilgram vom Staatlichen Schulamt, den Schulleiter/ innen der Melibokusschule, des Schuldorfs Bergstraße und der Grundschulen aus Alsbach, Hähnlein und Bickenbach zusammen und diskutierten über den besten Weg für unsere Schule.
Alle Beteiligten sprachen sich dabei eindeutig für die Wiedereinführung von G9 aus. Mit diesem Angebot wäre die Melibokusschule einzigartig in der Region und damit eine interessante Alternative zu den Bensheimer Gymnasien. Innerhalb des Schulverbunds könnte sie eine willkommene Ergänzung des Schuldorfs bilden. Die auch kurzzeitig erwogene Umwandlung der Melibokusschule in eine Integrierte Gesamtschule wurde als nicht erfolgversprechend erachtet.
Der Runde Tisch war sich einig, dass die konzeptionelle Vorbereitung des Umstiegs von zentraler Bedeutung sein würde. In diesem Zusammenhang wurden erste Verabredungen mit den Grundschulen über eine intensivere Zusammenarbeit getroffen: Durch gemeinsame Projekte soll eine stärkere Verzahnung erreicht werden, die die Schulen „näher aneinanderrückt“ und damit den Kindern den Übergang erleichtert. Als besonders wichtig für den Erfolg aller Maßnahmen erachtete die Runde eine gute Öffentlichkeitsarbeit, mit der das Umfeld auf die neuen Angebote aufmerksam gemacht wird.
Im nächsten Schritt besuchte eine dreiköpfige Abordnung der Steuergruppe die Albert Schweitzer-Schule in Groß-Zimmern, die G9 bereits vor zwei Jahren wieder eingeführt hat. Das intensive Gespräch mit dem Schulleiter Helmut Buch bestätigte unsere bisherigen Überlegungen und lieferte uns zahlreiche Anregungen für die weitere Arbeit. Für die kollegiale Unterstützung sei an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt.
Nach den Sommerferien ging es direkt weiter, denn schon am 9.9.2010 sollte die Gesamtkonferenz die Annahme des neuen Konzepts beschließen. Unter der Überschrift „Mehr Zeit für...“ wurden neun Kernpunkte herausgestellt, die von der Umstrukturierung besonders profitieren würden. Auf dieser Grundlage wurde ein Flyer entworfen, der das veränderte Angebot ansprechend präsentiert und bei allen künftigen Informationsveranstaltungen verteilt werden sollte.
Angespornt von dem einstimmigen Konferenzbeschluss trugen wir unser Konzept „G9 und mehr“ nun nach außen. Zunächst geschah dies eher probeweise bei unserem Sponsorenlauf, aber auch da spürten wir bereits das Interesse, mit dem Eltern dieses Angebot aufnahmen.
Parallel zur inhaltlichen Weiterarbeit erstellten Mitglieder der Steuergruppe als nächstes eine Powerpoint-Präsentation, die Ende Oktober/Anfang November bei drei Elterninformationsabenden an den drei Grundschulen in unserem Einzugsgebiet zum Einsatz kam. Sie macht deutlich, was wir mit „G9 und mehr“ meinen und wie wir die wiedergewonnene Zeit nutzen wollen.
Die Veranstaltungen waren gut besucht und die vielen positiven Rückmeldungen machten uns ebenso Mut wie die deutlich spürbare Unterstützung seitens der Grundschulen. Während dieser Phase führten wir auch die von uns neu konzipierten Kennenlerntage für die Grundschulkinder durch, die allen Beteiligten viel Spaß machten.
Am 4.11.2010 stellte die Steuergruppe der Gesamtkonferenz die Präsentation vor und gab einen Zwischenbericht. Anschließend begann das Kollegium in Fachgruppen Lerninhalte und Methoden im Hinblick auf die geplanten Veränderungen aufeinander abzustimmen.
Im Dezember stand die Planung des Tags der offenen Tür im Mittelpunkt. Es wurden Vorschläge erarbeitet, wie wir die zentralen Punkte des Konzepts mit Leben füllen und den Besuchern an diesem Tag präsentieren können. Eine entsprechende Liste wurde an das Vorbereitungsteam weitergeleitet.
Außerdem beschloss die Gruppe, Überlegungen über das weitere Vorgehen auf eine möglichst breite Basis zu stellen. Dazu wurden das Kollegium und die Eltern aufgefordert, individuelle Wünsche und Ideen auf Kärtchen zu notieren, die wir anschließend auswerteten.
Beim ersten Treffen im neuen Jahr wurde dabei schnell deutlich, dass wir uns unmöglich um alle angesprochenen Themengebiete selber kümmern können, zumal es andere Arbeitsgruppen an unserer Schule gibt, die sich mit manchen der genannten Punkten eventuell bereits befassen. Es wurde daher vereinbart, zu einem Treffen einzuladen, bei dem alle existierenden Arbeitsgruppen mit jeweils zwei Mitgliedern vertreten sind, um dort die Arbeitsprozesse zu koordinieren und Themen sinnvoll zuzuordnen.
Diese gemeinsame Veranstaltung erwies sich als äußerst fruchtbar und stellte die Weichen für eine effiziente Weiterarbeit. Für die Steuergruppe stehen demnach als nächste Themen an:
1. Die Evaluation der Projekttage und des Tags der offenen Tür
2. Ausgestaltung von Jahrgangsprojekten
3. Einführung des NaWi-Unterrichts im Jahrgang 5
4. Die Erstellung eines Gerüsts für ein Förderkonzept der Schule, das die einzelnen Fachbereiche inhaltlich füllen werden
5. Die Rhythmisierung des Schultags
Ein Blick auf diese (unvollständige) Liste macht deutlich: Die Schule befindet sich in einer Phase des Umbruchs! Das ist einerseits natürlich mit viel Arbeit verbunden, macht andererseits aber auch Spaß, weil Neues gemeinsam durchdacht und ausprobiert wird. Vielleicht
regt die Lektüre dieser Seiten ja zum Mitmachen an. Wir können jede Art von Unterstützung gut gebrauchen – sowohl aus dem Kollegium als auch aus der Elternschaft!
Das sind die derzeitgen Mitglieder der Steuergruppe:
Frau Gerber-Kabierschke, Frau Lerch, Frau Schumann, Frau Schuldes, Herr Starke (Eltern)
Frau Novak-Yurdoglu, Herr Schorr, Frau Wagner, Herr Volkart, Frau Zavazal (Kollegium)
Allen „Aktivisten“ sei an dieser Stelle ganz herzlich für ihren Einsatz gedankt! Ganz besonders gilt dies für Herrn Schäfer, der sich bis zu seinem Abschied von der Melibokusschule in der Gruppe engagierte und dessen Ideen und technisches Know-how uns fehlen werden. Danke und alles Gute an der neuen Schule, Christian!
Mathias Volkart